Sunday
Warum nur hänge ich noch im Gestern fest? Irgendetwas – vielleicht eine absurde Zahnfee meiner Erinnerung – flüstert mir vom Drogensyndikat zu. Da war doch was. Bevor ich mich, erschöpft und müde, für den Umweg über das Dixi-Klo entschieden hatte, lief ich noch mit Scooby im Kreis um einen lieblos bepflanzten Steinblock. Nicht schön, nicht sinnvoll, aber immerhin kantig genug, um Scooby zu veralbern – und mich gleich mit.
Dann, ich weiß nicht mehr, ob es Langeweile war oder der schwarze Stern, der uns aus der Trägheit riss – jedenfalls hielt plötzlich diese Kiste. Zwei Gestalten stiegen aus, und während ich ihnen nachsah, dachte ich nur: Schön, aber hart an der Grenze zur Prolligkeit – diese Felgen. Das Gefährt setzte sich wieder in Bewegung, jetzt glänzte der Stern auf der Haube fast schon majestätisch.
Langsam, beinahe würdevoll – ich sage bewusst nicht U-Turn – drehte der Fahrer den Wagen in einer geschmeidigen, runden Bewegung, vielleicht 80 Grad. Eckige Manöver wären hier fehl am Platz gewesen. Fahranfänger gehören sowieso in schlumpfblaue Kisten.
Fast lautlos parkte die schwarze Seele des Wagens am Ein- oder Ausgang – je nachdem, von wo man es betrachtet – der Kifferzentrale. Nur die Richtung war verkehrt. Ein kurzer Blick zu Scooby. Dann mustere ich mit ernster Miene das Geschehen. Sie dealen doch, schießt es mir in den Kopf. Jetzt bloß nicht bewegen. Der Fahrer hat das Alarmsystem scharf gestellt.
Man muss es ihnen lassen: Ohne jede Hast schlurfen die beiden Gestalten zurück, als würden sie sonntags beim Bäcker Brötchen holen. Die Türen schlossen mit einem leisen Ploppen, und fast so still wie ein Elektroauto glitt die schwarze Perle um die Ecke davon. Ich erinnere mich gerade: Meine Flucht aus Passau verlief ähnlich – aber das ist eine andere Geschichte.
Links. Was ist eigentlich mit Sonntag?
Alter Falter. Ob ich das noch halbwegs chronologisch aus dem Gedächtnis bekomme? Scooby liegt auf dem Sessel, halb schlafend, die Augen auf halb acht, seufzt, dreht sich weg. Kaum hat er die Nacht überlebt, ignoriert er mich schon wieder. Ja, es stimmt: Beim Gassigehen hört er inzwischen kaum noch.
Heute Morgen also los mit ihm – langsam, im Tippitappi-Schritt, angeleint, ohne Coffee-Break, ohne Ziel.
Langsam kehrt die Erinnerung zurück. Ich kürze ab: Links. Der Papst war anwesend – zumindest digital – nachdem ich über „Säle“ philosophiert hatte. Die Reihenfolge stimmt wahrscheinlich nicht. Aber das ist ja ein gutes Zeichen. Lügen, die sortieren sich immer sauber mit „und dann“.
Und dann – machte ich ein Nickerchen.