Holly Polly

Uns Schwester

Ich lümmel im Bett. Die Lautstärke dröhnt – erst im Innenhof, dann aus meiner kleinen Box im Mobil. Und wieder rase ich im Kreis. Habe dafür das schönste Auto genommen – nicht das schnellste, aber ’ne Gewinnerkiste.

Der Spieltrieb erlaubt alles: sanfte Schwünge, Schleuderkurven, Kicken und Bumsen – alles, was mir vor die Flinte kommt.

Wenn ich ruhig bleibe, tönt eine Musik aus der Box: “Bin ich für dich da!”

Aha, so dann.

Die Tür geht auf.

Zwei Schwestern erscheinen.

„Wir haben Ergo im Gepäck und bieten Spiele an!“

Au ja, denke ich. Ich bin in zwei Minuten dabei.

„Schön“, murmelt die eine. „Dann bis gleich.“

Ich ballere also meinen Kreislauf ins Ziel. Die Wiederholung schau ich mir später an.

Erstmal ’ne Kippe.

Hm… Gerade jetzt, also ein paar Stunden danach – hatte ich nicht schon zu Zeiten der Tillmann-Story versucht, Erlebnisse in Buchstaben festzuhalten?

Zumindest hab ich damals auch per Laptop mit ihr den Film Mr. Jones geschaut.

Link… da saß ein Chrissi-Mädel auf der Mauer, auf der Lauer… Verdammt, so viel zu tun und zu sortieren.

Ich betrete die Spielabteilung, such mir ’nen Platz, entdecke den Ordner mit den Malutensilien und lass mich parallel auf Uno ein.

Zwei Schwestern, ein paar Komparsen – und eine der beiden macht den Erklärbär.

Jut. Blaues Auge – das gefällt ihr, hat sie sich gewünscht.

„Hm“, sagt Rot. „Hast du Rot?“

Ich schau in die Schachtel, nehme Rot und fange sogleich an, den Bauch des Salamanders zu bestreichen.

Ich blicke inzwischen öfter zur Schwester – die kenn ich doch!

„Nein“, sagt sie. „Doppelt legen wäre hier jetzt zu kompliziert, die Gesellschaft käme damit nicht zurecht.“

Moment mal… Also du bist nicht die Elke?

Denk ich doch so: Der Salamander verlinkt mich direkt zum damaligen Statussymbol – der von mir geliebten Schwester!

Ich hab sie übrigens auch in meinem Kreislauf als Profil wahrgenommen.

Jut, nicht als Porsche, aber als grünes Bollerbü mit Rechtslenker-Konstruktion.

Wir haben noch zehn Minuten.

Schade. Nicht einmal gewonnen hab ich.

Dann verschwinden die Schwestern wieder, und auch der Kreislauf findet – zumindest bis jetzt – das alte Mütterchen im Bettlay nicht mehr.

Hab ich schon gesagt, dass die Pillen mir eher Schläfrigkeit verpassen – eine Art Erlösung und Erledigung?

Aber: Der Deal mit dem Stelldichein-Mann – ja, es ist wahr – der hat funktioniert!

Bei all dem Geschiebe – so könnte es wohl laufen, in dieser gebastelten Sicht.

Ich nehme das Kunstwerk mit und hänge es an die Wand.

Der Mann mit den lackierten Fingernägeln?

Den sieht man übrigens auch wieder im Innenhof – in seinen Frauenklamotten.

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