Titel: Ich bitte euch!
Wenn man oft genug in Handschellen gelegt wurde, lernt man, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Nicht, weil man sie verloren hätte – sondern weil sie einem nie gegönnt war. Willkommen in der bundesrepublikanischen Fürsorgemaschine, in der man Menschen nicht hilft, sondern katalogisiert, sediert, aussetzt. Einzelfall? Eher Versuchsanordnung.
Im Juli 2023 beginnt der neue Zyklus im Experiment „Maßnahme Mensch“: Mitten in der Nacht aus dem Bett geholt – im Wortsinn geprügelt, man kennt das schon. Dann die Acht im Flur. Standard. Danach der Bunker. Kein Witz: Die nennen das wirklich so. Betonwände, kein Fenster, keine Würde. Am nächsten Morgen dann Klinik. Vier Wochen Internierung mit Fernblick auf gepflegte Gleichgültigkeit. Zwischen geschlossener Station und offener Hoffnungslosigkeit diskutiert man mit mir Reha-Maßnahmen. Als könne man mich noch umpolen auf Systemverträglichkeit.
Im Januar 2024 die Krönung: „Bad Türkei“. Fünf Wochen Zwangsurlaub in einer Einrichtung, die klingt wie eine Kreuzung aus Kurort und Realsatire. Die Maßnahme offiziell freiwillig – was so glaubwürdig ist wie ein Feueralarm im brennenden Haus. Natürlich „hilft“ man mir hier. Mit Modulen. Mit Plänen. Mit Gesprächsprotokollen, die wichtiger sind als das, was ich eigentlich sage.
November 2024: Ich werde wütend, weil meine Eltern meinen Hund entführen – ganz staatskonform, versteht sich. Die Antwort: Klinik. Übernachtung inklusive. Danach: Richtergespräch. Offenbar ist man sich selbst nicht ganz sicher, ob ich jetzt gefährlich bin oder nur lästig. Ich darf gehen. Der Hund bleibt weg.
Dezember, kaum sind die Wunden verheilt, kommt der nächste Streich. Diesmal lockt man mich mit dem Vorwurf, ich hätte den Hund verdursten lassen – barfuß auf die Straße, mit Handschellen in den Bus, zurück in den Bunker. Später entlassen. Der Hund? Irgendwo. Irgendwer wird sich schon kümmern. Oder auch nicht.
März 2025. Der Polizei reicht es nicht mehr, mich zu holen. Jetzt provozieren sie gleich mit. Ein falscher Blick, ein falscher Ton – zack, Boden, Knie, Zelle. Sechs Stunden ohne richterliche Anhörung. Rechtsstaat in der Sparversion. Aber Hauptsache, ich bekomme später wieder ein Schreiben vom Amt mit nettem Betreff: „Ihre Mitwirkungspflicht.“
Und dann Mai 2025: Frau Stemanns, treu ergeben, diesmal mit Gericht und Polizei im Gepäck. Räumungsklage. Kein Urteil, kein Verfahren, einfach nur: weg. Wohin? Ist nicht vorgesehen. Bleibe? Unklar. Besitz? Irrelevant. Ich werde einfach abgeholt – wie ein Paket, das man falsch adressiert hat.
Zwischen den Maßnahmen, den Zellen, den Kliniken steht eine Wohnung, die langsam auseinanderfällt. Wände schimmeln, Fenster klappern, Heizkörper schweigen. Aber m